Fünf Sportarten, fünf Expert*innen, ein Ziel - folgt uns auf dem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 und erfahrt mehr über die wissenschaftliche Unterstützung des deutschen Spitzensports am IAT!
Tage bis zu den Olympischen Spielen
Tage bis zu den Paralympischen Spielen
Ab sofort veröffentlichen wir über ein halbes Jahr – bis zum Start der Spiele und natürlich während der Wettkämpfe in Paris - fortlaufend neue Einblicke in fünf ausgewählten Sportarten und die Projektarbeit dazu am IAT. Folgt uns bei Instagram um keinen neuen Beitrag zu verpassen!
Idee & Text: Anne Mesecke | Gestaltung: Alexandra Eberhardt | Fotos: Patrice Marker
Hier findet ihr immer unsere aktuellsten Geschichten - nach Skateboarding, Judo und Bahnrad folgen in Kürze Paraleichtathletik und Triathlon.
Dr. Katharina Dunst unterstützt gemeinsam mit Katharina Fischer am IAT das deutsche Bahnradteam (BDR). Seit Ende letzten Jahres begleitet sie einen der Top-Sprinter, Stefan Bötticher, mit einem für das Team neuartigen Trainingsprogramm. Verletzungsbedingt zurückgeworfen ist dieser Ansatz für Stefan die letzte Chance auf die Spiele.
Rückblick: Nach einem Bandscheibenvorfall in der letzten Saison, in der er noch verletzt UCI Track Nations Cups fuhr um die Qualifikation abzusichern, hat sich Stefan im September operieren lassen und startete Anfang November wieder mit dem Training.
Zu dem Zeitpunkt war seine Leistungsfähigkeit heruntergefahren und die Frage stand im Raum, wie kann ein Aufbau der Spezifik vor den Olympischen Spielen in Paris gelingen?
Beim geschwindigkeitsbasierten Krafttraining (velocity based training) trackt ein Sensor die Bewegungsgeschwindigkeit. Jede einzelne Übung wird per App dokumentiert und dann mit dem Trainerteam für die weitere Trainingssteuerung ausgewertet.
Anforderungsprofile in einer Sportart können sich verändern. Das ist im Bahnrad-Sprint in den letzten 15 Jahren passiert, dadurch dass die Übersetzungen immer größer geworden sind.
Mittlerweile haben die Athlet*innen mit einer höheren maximale muskulären Leistungsfähigkeit Vorteile gegenüber den kraftausdauernden und schnelligkeitsausdauernden Athlet*innen. Der Grund: sie können höhere Übersetzungen fahren, was sowohl physikalisch, biomechanisch als auch physiologisch Vorteile hat.
Wie geht es weiter auf der Road to Paris für das deutsche Bahnradteam? Mitte April, beim Abschluss des Nationencups in Kanada bestritt Stefan Bötticher seinen ersten Wettkampf seit der OP: "Stefan hat nach seiner langen Verletzungspause mit seiner Zeit von 12,6 Sekunden gezeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Ich bin damit zufrieden», sagt Bundestrainer Jan van Eijden.
Das Unmögliche schaffen - ob das klappt, zeigt sich spätestens im Juli bei der endgültigen Nominierung durch den DOSB.
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Wer betreut die Sportart am IAT? Drei Fragen an Dr. Niklas Noth.
Ich fahre selbst Skateboard und habe schon 2016 angefangen zu überlegen, wie man den Verband wissenschaftlich unterstützen kann. Erst einmal vor dem Hintergrund, was ich in meiner Freizeit tun und wie ich das aktiv mitgestalten kann. Als es dann 2021 hieß, es werden neue Sportarten ans Haus kommen und dass es dann Skateboarding geworden ist, das hat mich wirklich riesig gefreut.
Skaten ist sehr kreativ. Da zählt das Bauchgefühl: Was will ich machen? Womit fühle ich mich komfortabel, wenn ich in einen Wettkampf gehe? Und plötzlich kommt mit mir ein Wissenschaftler, der analysiert und nüchtern runterbricht. Diese Gegensätze zusammenzubringen, diese in Deutschland neu entstehenden Strukturen im Skaten und ihre Charakteristik mit einer impulsiven, kreativen Sportart zu vereinbaren, das ist eine unheimlich spannende Herausforderung.
Grundsätzlich sind Skaten und Wasserspringen akrobatische Sportarten, die sich in ihren verschiedenen Aspekten ähneln: Du setzt dich besonders mit Lernen auseinander, da ständig an der Ausführung der Tricks gefeilt wird. Aspekte wie Ästhetik, Ausdruck und sportliche Technik sind zentral. Was mir beim Einstieg definitiv vieles leichter gemacht hat, war die Erfahrung in der Projektarbeit. Ich konnte zum Beispiel schnell mein Wissen zu Wettkampfanalysen adaptieren und im Skateboarding einsetzen.
Beim Skateboarding gibt es fünf Judges, die nach subjektiver Einschätzung werten. Auf der Grundlage von ausgewählten Kriterien vergeben sie eine Gesamtnote, die Overall Impression. Die Judging-Kriterien sind sehr umfangreich, aber – ähnlich wie beim Snowboard – sehr offen und weich formuliert.
Da die Overall Impression subjektiv geprägt ist und von vielen verschiedenen Merkmalen beeinflusst wird, untersuchte das IAT-Team, ob es bestimmte Merkmale gibt, die von der Jury besonders hoch bewertet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bei den Qualifikationswettkämpfen auf dem Weg nach Paris die strategischen Entscheidungen der Trickauswahl unterstützen.
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Ein entscheidender Wettkampf für das Street-Team war die WM in Tokio im Dezember 2023. Für das IAT bot der Contest in Japan erstmals die Chance, zielgenau Daten für die kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung zu sammeln.
Was kann das Team aus der Wettkampfanalyse mitnehmen?
Beim Skateboarding werden Aspekte wie Kreativität oder Individualität in den Jugding-Kriterien besonders hoch bewertet. Alle Athlet*innen haben beispielsweise einen „Signature Trick“, den niemand anderes macht. Diese Bedeutung des Faktors „Individualität“ nahm Niklas zum Anlass, genauer auszuwerten ob die sogenannte „repetition“, also die Wiederholung von Tricks im Finale über einen definierten Zeitraum hinweg zunimmt, oder nicht:
Dass dieser Trend zunimmt, je näher die Spiele in Paris rücken, kann aus Niklas` Sicht durchaus auch taktisch begründet sein – je später im Olympiazyklus Athlet*innen ihre Tricks zeigen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass jemand anderes diesen Trick ebenfalls macht.
O-Ton Stefan Leonhardt: Was reizt mich am Judo und welche Philosophie steckt eigentlich hinter der Sportart?
In der jetzigen Wettkampfphase vor Paris gilt es, möglichst schnell Punkte zu sammeln. Die Olympia-Saison im Judo ist lang - bis zum Sommer steht nach der EM aktuell noch die WM an - und die Kraft muss reichen für den größten Wettkampf von allen.
Stefan Leonhardt (IAT) stellt gemeinsam mit dem Damen-Bundestrainer Claudiu Pusa des DJB das Thema Verhalten (Taktik) in den Mittelpunkt und nicht länger nur die Technik, welche jahrzehntelang in Deutschland das Training bestimmte.
Im Rahmen der Gegneranalyse erarbeitet er mit den Frauen in Einzelgesprächen ihre individuellen Strategien für die Kämpfe. Ein Mittel auf diesem Weg ist das observative Training:
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Rückblick: Mit dem ersten Grand Slam des Jahres begann im Februar die heiße Phase der Olympia-Qualifikation im Judo.
Grand-Slam-Turniere sind nach den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften die ranghöchsten internationalen Judo-Turniere, bei denen die Judoka viele Weltranglistenpunkte erwerben können.
Stefan Leonhardt unterstützte das Team vor Ort in der taktischen Gegnervorbereitung. Da das Turnier in Paris stattfand, war es gleichzeitig eine Art inoffizielle Generalprobe für die Spiele im Sommer – vor dem vielleicht judo-begeistertsten Publikum der Welt. Mit erfolgreichem Ausgang: Im Medaillenspiegel belegen die DJB-Judoka hinter Frankreich und Japan Platz drei - mit zwei Goldmedaillen.
Bei den deutschen Frauen kämpfen in der Gewichtsklasse bis 78 kg zwei Kandidatinnen um den Quotenplatz in Paris: Anna-Maria Wagner und Alina Böhm.
Beim Grand Slam Paris gewinnt Anna-Maria Wagner Gold und schlägt im Wettkampf auch Alina im direkten Duell.
Im Trainingslager direkt im Anschluss ans Turnier haben alle Sportler*innen die Chance mit der Weltspitze zu trainieren – und wertvolle Einblicke in das aktuelle Repertoire ihrer Gegner kurz vor Olympia zu erhalten.
Ausblick: Unser nächster Beitrag erzählt von der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung auf die EM und das observative Training von Stefan mit der Frauennationalmannschaft.
Julia Roediger und das Team der IAT-Biomechanik führen nicht nur Leistungsdiagnostiken und Messplatztrainings mit den deutschen Paraleichtathlet*innen durch, Julia hat mit ihrem Projektteam auch einen umfassend verstellbaren Para-Wurfstuhl entwickelt.
Welche Erkenntnisse aus der individuellen Technikanalyse helfen den deutschen Paraleichtathlet*innen auf dem Weg nach Paris?
Ein neuer Schwimmsensor, gemeinsam entwickelt mit unserem Schwesterinstitut FES und der DTU, soll die Schwimmleistung objektivieren. Welche Erkenntnisse kann Jannik dank der Daten gewinnen? Was verrät ihm der Sensor über die Wettkampfstrecke in Paris?
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) Ein Institut im Verein IAT/FES e. V. Marschnerstr. 29 04109 Leipzig
Tel.: 0341 4945 300 Fax: 0341 4945 400 E-Mail: iat@iat.uni-leipzig.de